Lineare Funktionen sind Polynome ersten Grades bzw. Geraden der Form . Es werden nur zwei Punkte benötigt, um eine lineare Funktion eindeutig zu bestimmen. Es gibt drei verschiedene Darstellungsformen, dabei ist die Wahl der Formeln abhängig von der Aufgabenstellung:
Parameterdarstellung
Eine Gerade ist definiert durch
einen Anstieg und den Punkt, wo sie die -Achse
schneidet, was folgende Formel ausdrückt:
mit als Anstieg und als -Achsenabschnitt.
Zwei-Punkte-Formel
Eine lineare Funktion kann auch
durch zwei Punkte
und
definiert sein, dann gilt die Gleichung
Punktrichtungsformel
Die Punktrichtungsformel
berücksichtigt die Steigung und einen beliebigen Punkt .
Sie lautet
Die Steigung einer Geraden kann leicht durch das Steigungsdreieck ermittelt werden, was durch folgende Formel ausgedrückt wird:
Die lineare Funktion ist eine besonders einfache und wichtige Funktion, für die folgenden (im Kapitel über allgemeine Funktionen vorgestellten) Eigenschaften gelten:
Ist ,
dann handelt es sich um eine streng monoton steigende
Funktion.
Ist ,
dann ist eine lineare Funktion immer streng monoton fallend.
Deswegen sind lineare Funktionen immer umkehrbar, da es sich immer um streng monoton wachsende oder streng monoton fallende Funktionen handelt.
Eine Gerade kann nur achsensymmetrisch sein, wenn
ist.
Punktsymmetrisch sind lineare Funktionen nur, wenn
sie durch den Koordinatenursprung verlaufen, also
ist.
Außerdem sind Geraden keine periodischen Funktionen.
Wenn zwei Geraden sich schneiden, nennt man den gemeinsamen Punkt Schnittpunkt. In diesem Punkt wird dem -Wert von beiden linearen Funktionen der gleiche -Wert zugeordnet:
Die Ermittlung des Schnittpunktes erfolgt demnach folgendermaßen:
In den vorgerechneten Beispielen dieses Kapitels wird noch die Vorgehensweise an einem konkreten Beispiel erläutert.
Zwei Geraden nennt man orthogonal, wenn sie sich in einem rechten Winkel schneiden. Für die Steigungen und orthogonaler Geraden gilt
Mit Hilfe dieser Gleichung kann man Geraden auf Orthogonalität prüfen oder eine orthogonale Gerade zu einer anderen Geraden bestimmen.
Mit Abstand bezeichnet man immer den kürzesten Abstand zwischen einem Punkt und der Geraden . Dieser ist in der Abbildung durchgehend schwarz gekennzeichnet.
Der Punkt liegt also auf einer orthogonalen Geraden, die bei der Berechnung hilfreich sein wird.
Der Abstand wird wie folgt berechnet:
Den Abstand zwischen dem Punkt und dem Schnittpunkt bzw. die Länge des Lots berechnet man mit der folgenden Formel, die auf dem Satz des Pythagoras basiert:
Die Betragsfunktion ordnet jedem Wert dessen Absolutbetrag zu. Dieser ist definiert durch
Die Grafik zeigt beispielhaft die Funktion :
Die Funktion ist für streng monoton fallend und wächst streng monoton für . Im Punkt nimmt die Betragsfunktion ein Minimum an, ist an dieser Stelle jedoch nicht differenzierbar.
Bitte beachten Sie, dass nicht nur Betragsfunktionen basierend auf linearen Funktionen existieren. Es gibt z.B. auch Betragsfunktionen der Form , oder .
Ungleichungen verknüpfen Variablen nicht durch das Gleichheitszeichen sondern durch die Zeichen und ; so z.B. die Ungleichung . In diesem Fall ist von Interesse, welche Werte für die Variable aus dieser Ungleichung eine wahre Aussage liefern. Diese x-Werte bilden die Lösungsmenge der gegebenen Ungleichung. Lineare Ungleichungen sind besonders einfach, da nur Fallunterscheidung vorgenommen werden müssen, wenn neben der einen Variablen auch Parameter vorkommen. Ungleichungen können zeichnerisch gelöst werden, was anhand der Beispiele noch näher erläutert wird. Bei der rechnerischen Lösung wird die Lösungsmenge durch Umstellen nach x ermittelt. Der Lösungsbereich wird mit einer geeigneten Schreibweise für Mengen dargestellt.
Die Sachverhalte werden nun an Beispielen erläutert.
1.) | ||
2.) | ||
3.) |
Die Sachverhalte dieses Kapitels werden nun an Beispielen noch einmal erläutert.
Rechnerische Lösung:
1.)
Da zur Aufstellung
der Geraden zwei Punkte angegeben sind, bietet es sich an, die
Zwei-Punkte-Formel zu verwenden:
Diese Formel kann man durch Umstellen leicht in die Parameterform, die für weitere Berechnungen geeigneter ist, überführen:
2.) Für dieses Beispiel bietet sich die Punktrichtungsformel an:
3.) Die Angaben können direkt in die Parameterdarstellung übernommen werden:
Grafische Lösung:
1.)
Die Gerade lässt
sich schnell zeichnen, indem man die zwei gegebenen Punkte einträgt
und diese miteinander verbindet.
2.) Die Gerade kann gezeichnet werden, indem man das Wissen über die Parameter aus dem Kapitel über allgemeine Funktionseigenschaften anwendet. Alternativ kann man auch das Steigungsdreieck verwenden.
3.) Hier handelt es sich um eine spezielle Gerade, die parallel zur -Achse durch verläuft.
Lösung: Der Schnittpunkt wird durch Gleichsetzen der beiden linearen Funktionen berechnet:
Nun wird diese Gleichung nach aufgelöst:
Um den -Wert zu ermitteln, muss der -Wert des Schnittpunktes in eine der beiden Funktionen eingesetzt werden:
Der Schnittpunkt beider Geraden lautet somit .
Lösung: Um diese Übung zu lösen, wird zunächst der Anstieg der orthogonalen Hilfsgeraden bestimmt:
Da für die Hilfsgerade der Punkt und der Anstieg gegeben sind, kann nun leicht die Punktrichtungsformel angewendet werden:
Für die Berechnung des Schnittpunktes ist die Parameterform besser geeignet. Deshalb sollte man die Gleichung gleich ausmultiplizieren:
Anschließend wird der Schnittpunkt beider Geraden (durch Gleichsetzen) bestimmt:
Nun wird nach aufgelöst:
Der -Wert des Schnittpunktes wird ermittelt indem man den -Wert in eine der Geradengleichungen einsetzt:
Der Schnittpunkt lautet also .
Es wird nun der Abstand zwischen den Punkten und mit der oben erläuterten Formel berechnet:
Der kürzeste Abstand zwischen dem Punkt und der Geraden beträgt .
Hinweis: Zeichnen Sie zuerst die Funktion bzw. und verschieben, spiegeln und stauchen Sie diese Funktion mit Hilfe der Parameterangaben. Die Bedeutung der einzelnen Parameter können Sie im Kapitel über die allgemeinen Funktionseigenschaften nachlesen.
Lösung:
a) Es handelt sich um die lineare Funktion , die
b) Es handelt sich um eine Betragsfunktion, die
Lösung: Beide Aufgaben sollen zunächst rechnerisch, Teil a) anschließend auch grafisch ausgewertet werden.
a) Zuerst wird ausmultipliziert:
Dann kann die Ungleichung so umgestellt werden, dass auf einer Seite isoliert ist:
Nun sollte das Ergebnis noch in Mengenschreibweise formuliert werden:
Grafisch kann man sich unter der Ungleichung bzw. vorstellen, für welche die Funktion positiv ist (schwarz dargestellt). Oder aber man überlegt, ab welcher Stelle die Funktion größere Funktionswerte annimmt als die Funktion (farbig dargestellt) :
b) Das besondere an dieser Gleichung ist, dass unbekannt ist. Deswegen muss eine Fallunterscheidung vorgenommen werden.
Zunächst wird die Ungleichung wieder nach umgestellt:
Nun muss durch dividiert werden. Dabei ist zu beachten, dass für diesen Schritt sein muss. Wenn ist, bleibt das Verhältniszeichen “”. Sollte sein, so muss es umgekehrt werden, also wird “” zu “” geändert. Anschließend erfolgt die Unterscheidung der verschiedenen möglichen Fälle:
1. Fall:
wahre Aussage, damit ist
2. Fall:
3. Fall:
Zusammenfassen kann man das Ergebnis aller Fälle durch folgende Lösungsmenge:
Die folgenden Pencasts erläutern ausführlich zwei weitere Beispiele:
a) Bestimmen Sie die orthogonale Gerade zur Funktion , die durch den Punkt verläuft.
b) Bestimmen Sie den Schnittpunkt der Geraden:
c) Berechnen Sie den Abstand der Punkte und .
Bearbeitungszeit: a) 4 Minuten, b) 6 Minuten, c) 8 Minuten